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Baumaffäre Grundig-Park ohne ernsthafte Konsequenzen?

Mit großer Verwunderung hat der BUND Naturschutz (BN) aus der Presse erfahren, dass die ungenehmigte Fällung von 76 Bäumen im Bereich des Grundig-Parks an der Straße „Am Europakanal“ im Jahr 2013 nur milde Konsequenzen für den beschuldigten Bauträger haben soll. Ebenso ist es für den BN inakzeptabel, dass nun abschließende Beschlüsse dazu in nicht-öffentlicher Sitzung des Fürther Stadtrats fallen. Dieses Vorgehen erweckt den Eindruck, als solle das offenbar mickrige Ergebnis vertuscht werden.

22.10.2015

Der BUND Naturschutz hat bei Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung gegen diese Geheimhaltung protestiert, zumal ja alle bisherigen Beschlüsse zu dieser Affäre in öffentlichen Sitzungen gefallen sind. Damit hat die Öffentlichkeit nach Auffassung des BN einen Anspruch darauf, dass deren Ergebnisse auch öffentlich behandelt werden.

Ebenso protestieren wir gegen die völlig unzureichenden Folgen, die diese Fehlentwicklungen bislang nach sich gezogen haben. Gemessen an den vom Stadtrat beschlossenen Sanktionen kann dieses Ergebnis nur als mickrig bezeichnet werden.

Im November/ Dezember 2013 hatte die ungenehmigte Fällung von 76 Bäumen im Bereich des Grundig-Parks an der Straße "Am Europakanal" nicht nur für einen Aufschrei in der Öffentlichkeit gesorgt. Auch im Fürther Stadtrat herrschte große Empörung, die zu einem einstimmig beschlossenen Maßnahmenkatalog geführt hat.

Fast zwei Jahre nach der Aufdeckung dieser Affäre ist vor Ort jedoch nicht erkennbar, dass von den damaligen Beschlüssen irgendetwas umgesetzt wurde. Ersatzpflanzungen für die ungenehmigten Baumfällungen sind vor Ort Fehlanzeige und die verbindlich ausgewiesenen Waldflächen wurden, wie vom BUND Naturschutz befürchtet, weitgehend in die angrenzenden Baugrundstücke eingegliedert und stark ausgelichtet. Dabei wurden zusätzlich zahlreiche Bäume unter dem Deckmantel der "Waldpflege" zu deutlich sichtbaren Brennholz-Stapeln verarbeitet.

Auch nach den Angaben, die der FN-Zeitungsartikel vom 21. Oktober 2015 enthält, sind noch zahlreiche Punkte im Zusammenhang mit dem Baugebiet Grundig-Park völlig offen. Der BUND Naturschutz hat daher Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung um die Beantwortung der folgenden Fragen gebeten, die sich allesamt auf damals vom Stadtrat bzw. Umweltausschuss beschlossene Maßnahmen (siehe Stadtrats-Sitzungen vom 18.12.2013 und 30.01.2014) beziehen:

  1. Inwieweit wurden aufgrund des Maßnahmenkatalogs für im Bau befindliche Gebäude von der Stadt Fürth im Bereich des Grundig-Parks Baustopps erlassen?
  2. Hat der betreffende Bauträger seitdem noch städtische Grundstücke erhalten?
  3. Inwieweit wurde festgestellt, ob damals eine Irreführung der Behörden vorlag?
  4. Welche konkreten Auswirkungen hat die "ökologische Bauaufsicht", die aufgrund des beschlossenen Maßnahmenkatalogs in der Stadtverwaltung eingerichtet wurde?
  5. Inwieweit wurden seitdem bei Baugrundstücken mit schützenswertem Baumbestand angemessene Kautionen für solche Bäume verlangt, deren Erhaltung verbindlich festgelegt war?
  6. Wurden seitdem Bebauungen in der Nähe von Wäldern (im Sinne des Bayerischen Waldgesetzes) ausschließlich mit einem Abstand von mindestens 30 Metern genehmigt?
  7. Inwieweit wurden bzw. werden noch innerhalb der verbindlich ausgewiesenen Waldflächen am Rand des Grundig-Parks bestehende Zäune abgebaut bzw. der Bau zusätzlicher Zäune verhindert?
  8. Wann wurde bzw. wird noch die Aufnahme der privaten Waldflächen im Grundig-Park in die Bannwaldverordnung beim Landratsamt beantragt?
  9. Weiterhin bitten wir Sie um Mitteilung, inwieweit der Bereich mit den meisten ungenehmigt gefällten Bäumen in der Südwestecke des Baugebiets weiterhin von einer Bebauung ausgeschlossen bleibt.

 

Angesichts der problematischen Konstellationen in dem betreffenden Bebauungsplan hatte der BUND Naturschutz die Stadt Fürth schon vor rund zehn Jahren vor den Gefahren gewarnt, die dann schließlich auch eingetreten sind. Entsprechende BN-Stellungnahmen wurden im Stadtrat letztmals im Jahre 2006 als "unbegründet" zurückgewiesen (siehe Stadtratsvorlage vom 28.06.2006, S. 2-3).Noch im Jahr 2012 hat die Stadt dem Bauträger eine deutliche Erhöhung des ursprünglich geplanten Bauvolumens zugestanden, gegen die der BUND Naturschutz protestierte.

Gerade auch die Einbeziehung der Waldflächen in die privaten Baugrundstücke hält der BUND Naturschutz für eine gravierende Fehlentwicklung, die auf unzureichende Festlegungen im Bebauungsplan "Grundig-Park" zurückgeht.

Aus diesen Erfahrungen muss die Stadt Fürth nun aber auch endlich Konsequenzen für die Aufstellung künftiger Bebauungspläne ziehen. Der BUND Naturschutz erwartet daher, dass Stellungnahmen der Naturschutzverbände in den entsprechenden Verfahren künftig ernsthafter und sachgerechter behandelt werden, auch um die beschädigte Glaubwürdigkeit der Stadt wiederherzustellen.

Als einen Gradmesser dafür sieht der BUND Naturschutz den vorgesehenen Bebauungsplan "Löchlein-Nord" am gewachsenen, westlichen Ortsrand von Vach, für den es schon einmal einen Entwurf gab. Dort bestehen zahlreiche Baum- und Gehölzbestände sowie Biotope mit dem geschützten Landschaftsbestandteil "Löchleinsgraben", die zumindest im nördlichen Teilbereich ein sehr konfliktträchtiges Baugebiet erwarten lassen. Daher fordert der BUND Naturschutz dafür eine grundlegende Änderung des bisherigen Entwurfs mit der vollständigen Berücksichtigung vorhandener Biotope und Landschaftsbestandteile.

Rückblick:

Artikel der Fürther Nachrichten vom 23.11.2013 "P&P hat in Fürth 75 geschützte Bäume gefällt"

Artikel der Fürther Nachrichten vom 7.12.2013 "Weiteres Fürther Waldrand-Drama befürchtet"

Artikel der Fürther Nachrichten vom 21.12.2013 "P&P muss 244 neue Bäume pflanzen"