Contra Flächenfraß in Fürth
Jede Minute werden in Bayern über 100 Quadratmeter fruchtbarer Boden überbaut. Mit diesem Verlust von täglich über 23 Fußballfeldern bzw. 17 Hektar gehörte Bayern auch im Jahr 2012 zu den traurigen Spitzenreitern beim Landschaftsverbrauch unter den Bundesländern.
Nach Jahren der erfolgreichen Nutzung von Kasernenarealen und Baulücken ist nun auch die Stadt Fürth dabei, dem Flächenfraß in der Landschaft Vorschub zu leisten. Dadurch wurden bzw. werden in relativ kurzer Zeit große, bisher landwirtschaftlich genutzte Areale vereinnahmt. Es handelt sich dabei insbesondere um die laufenden Projekte für - das Einzelhandelsgroßprojekt Möbel-Höffner/Teppich-Kibek (ca. 160.000 m²), - das Baugebiet Reichsbodenfeld (ca. 65.000 m²), - das Baugebiet Oberfürberg-Nord, östlicher Teilbereich (ca. 95.000 m²), - das Gewerbegebiet Hardhöhe-West (ca. 230.000 m²).
(Im April 2015 hat die Stadt Fürth die Planungen für das Baugebiet Oberfürberg-Nord aufgrund von Lärmschutzproblemen vorläufig eingestellt.)
In der nebenstehenden Abbildung hat der BUND Naturschutz diese Verluste an landwirtschaftlichen Flächen maßstäblich dargestellt. Damit wird erkennbar, dass diese Projekte in der Summe einer Baufläche entsprechen, die beinahe so groß ist wie die Fürther Innenstadt.
Dabei gehört fruchtbarer Boden zu den am stärksten begrenzten natürlichen Ressourcen. Deshalb fordert der BUND Naturschutz, dass bei städtischen Entscheidungen die gesetzliche Vorgabe der Vermeidung von Eingriffen im Vordergrund stehen muss.
Ein Paradebeispiel für eine verfehlte Flächenpolitik ist in der Stadt Fürth das Einzelhandelsgroßprojekt Möbel-Höffner. Dabei wurden nun insgesamt 160.000 m² Ackerflächen überbaut, obwohl das Unternehmen bereits vorher mit einem Möbelhaus in Fürth vertreten war, das eine größere Verkaufsfläche hat als die Fürther IKEA.
Und obwohl die Regierung von Mittelfranken der Stadt Fürth mehrfach dazu geraten hat, die geplanten Verkaufsflächen von Innenstadt-Sortimenten angesichts der heiklen Situation des Fürther Einzelhandels stärker zu begrenzen, sind Stadtspitze und Stadtrat diesen Warnungen nicht gefolgt. Kurz vor Weihnachten 2012 wurde der zugehörige Bebauungsplan entgegen aller Kritikpunkte von einer deutlichen Mehrheit des Fürther Stadtrats durchgesetzt.
Außerdem verwahrt sich der BUND Naturschutz dagegen, dass bei solch fragwürdigen Entwicklungen von Vertretern der Stadt Fürth und von Landwirten die gesetzliche Verpflichtung zu einem Ausgleich der gravierenden Eingriffe in Natur und Landschaft kritisiert wird. Dadurch sollen offensichtlich die vorgeschriebenen Naturschutzflächen zum Sündenbock gemacht werden. Mit anderen Worten: Man möchte den Flächenfraß noch billiger haben.
Stattdessen hofft der BUND Naturschutz auf eine aktivere Rolle der Landwirtschaft bei künftigen Genehmigungsverfahren für Bauprojekte. Bis heute ist es oft allein der BN, der dabei gleichsam stellvertretend die Belange des Bodenschutzes und des Erhalts landwirtschaftlicher Nutzflächen vertritt.