Fürther Bündnis "Atomausstieg JETZT" (FBAJ)
Atomenergie ist noch nicht vorbei! In Deutschland werden nach wie vor Atomkraftwerke betrieben. In Europa sollen sogar noch Neue in Betrieb gehen!
Nichts gelernt aus den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima?
Gedanken zum Tschernobyltag 2020
Vor 34 Jahren, am 26. April 1986, kam es im sowjetischen Atomkraftwerk in Tschernobyl zum Supergau. Die radioaktive Wolke zog zweimal um die Nordhalbkugel unserer Erde und belastete Felder, Wälder, Seen, Meere, Mensch und Tier mit Radionukliden, von denen zunächst das radioaktive Jod große Probleme bereitete und der Verzehr von Milchprodukten, Salat usw. eingeschränkt, bzw. unterlassen werden musste.
Unsere jetzige Situation, bedingt durch Covid-19, erinnert mich in mancher Hinsicht an das Frühjahr 1986. Auch damals hielt man sich bei strahlendem Sonnenschein überwiegend daheim auf, um sich vor der erhöhten Radioaktivität zu schützen. Die Spielplätze waren zwar nicht wie heute abgesperrt, die Sandkästen sollten aber wegen der hohen Messwerte nicht genutzt werden. Nach diesen Erfahrungen teilten wir die Zeit in vor und nach Tschernobyl ein. Es wird wohl auch eine Zeitrechnung vor und nach Corona geben.
Völlig unterschiedlich zu damals war hingegen die Berichterstattung: 1986 übte sich die Politik in Beschwichtigungen. Auch heute noch werden die Gefahren der Atomenergie gerne verharmlost. Dass die Atomindustrie vom Atomausstieg in Deutschland völlig unberührt bleibt, wird oft übersehen. Wie paradox, dass wir aus gutem Grund, aber dennoch viel zu spät, den letzten Meiler 2022 vom Netz nehmen werden, die Atomindustrie aber immer noch und weiterhin ausländische Atomkraftwerke mit Brennstoff beliefert. Die maroden Meiler in Belgien und Frankreich gefährden Städte wie Aachen und Freiburg.
Schon die zweite Woche brennt der Wald bei Tschernobyl. Mit dem Feuer und dem Rauch gelangen Radionuklide aus dem Boden in die Atmosphäre. Die radioaktive Wolke zieht – je nach Windrichtung dahin – und regnet ihre gefährliche Fracht irgendwann und irgendwo ab.
Der Brand in Tschernobyl ist eine Warnung. Er zeigt, dass noch nach 34 Jahren und für weitere Jahrtausende die Folgen der Katastrophe die Gesundheit der Bevölkerung bedrohen.
Die direkt betroffene Bevölkerung, nun in der Ukraine: in Belarus und Russland, kennt keine Normalität. Viele Todesopfer waren 1986 und in den Folgejahren zu beklagen. Krebserkrankungen, besonders der Schilddrüse, und Erkrankungen des Immunsystems, belasten das Leben. Die medizinische Versorgung ist schlecht. Viele Menschen haben ihre Heimat verloren, weil sie aufgrund der radioaktiven Verseuchung umgesiedelt werden mussten.
Und trotzdem werden schon wieder Stimmen laut, die die Atomenergie als grüne Energie anpreisen. Aber Klimaschutz und Energiewende sind keine Gegensätze. Sie gehören zusammen. Wir fordern den massiven Ausbau erneuerbarer Energien. Raus aus Kohle und Atom – Energiewende klimafreundlich und dezentral.
Normalerweise würden wir diese Forderungen bei einer Kundgebung am Grünen Markt vortragen. Jetzt können wir wegen der aktuellen Situation nicht an die Öffentlichkeit. Trotzdem bleibt unsere Forderung: Sofortiger Ausstieg aus der Atomtechnologie. Wir würden uns freuen, wenn wir diese Forderung trotzdem über Ihre Zeitung in die Öffentlichkeit tragen könnten.