Massive Fällungen dezimieren Fürths "grüne Infrastruktur"
Ob im Wäldchen westlich der Hansastraße auf der Hardhöhe, ob an der riesigen Eiche in der Bussardstraße 17 in Unterfarrnbach, ob auf dem Gelände des Hornschuchcampus östlich der Jakobinenstraße, ob im Eichenwäldchen in der Falken-/ Iltisstraße oder ob im Golfpark an der Vacher Straße, an vielen Stellen im Stadtgebiet kreischen derzeit die Motorsägen und gehen wichtige Baum- und Gehölzbestände verloren.
Dabei bezweifelt der BN, dass diese Verluste unbedingt bzw. in diesem Umfang nötig sind. Bei den Bebauungsplänen zum „Hornschuchcampus“ und „Westlich der Hansastraße“ haben sich Stadtverwaltung und Stadtrat entgegen der Stellungnahmen des BUND Naturschutz den Wünschen der Investoren, nahezu sämtliche der vorhandenen Bäume und Gehölze entfernen zu dürfen, gebeugt.
Hinzu kommen zahlreiche Bäume, die die Trockenperioden der letzten Sommer nicht vital überstanden haben und massive Schäden davongetragen haben.
"Leider müssen wir feststellen, dass sich die Hoffnungen auf eine Verbesserung der Situation durch Ersatzpflanzung von jungen Bäumchen häufig nicht erfüllen", so Reinhard Scheuerlein, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Fürth-Stadt. "Gerade solche Pflanzungen, die aufgrund von Baumverlusten bei privaten Bauvorhaben vorgenommen werden, erweisen sich dann als Alibi-Maßnahme, wenn sie in den ersten Jahren unzureichend betreut werden und in Trockenperioden irreversible Schäden erleiden oder sogar ganz verdorren."
Mit massiven Fällungen erleiden die Bestrebungen, den Fürther Siedlungsbereich im Sinne der dort lebenden Bürgerinnen und Bürger widerstandsfähig gegenüber den Belastungen sommerlichen Hitzeperioden zu machen, einen empfindlichen Rückschlag. Denn die in den letzten Jahren gehäuft aufgetretenen Hitzetage stellen eine ernsthafte gesundheitliche Belastung, insbesondere für ältere und kranke Menschen dar. Nicht von ungefähr zeigen die Statistiken bei Hitzewellen oft eine überdurchschnittlich hohe Zahl von Sterbefällen.
Um diesen Belastungen vorzubeugen, ist eine wesentlich intensivere Durchgrünung des Siedlungsbereichs nötig. Dabei muss die Stadt Fürth in ihren Planungen ihre grüne Infrastruktur künftig genauso mitplanen wie ihre soziale Infrastruktur oder etwa die Versorgung mit Schulen. Vor allem Bäume wirken wie lebende Klimaanlagen und regulieren das Klima. Alleine eine 80 Jahre alte Winterlinde kann die Stadt mit einer Kilowatt-Leistung von mehr als 200 Kühlschränken kühlen. Neu gepflanzte Bäume brauchen erst viele Jahrzehnte, bis sie eine vergleichbare Leistung erreichen. Deshalb ist es so wichtig, die alten Bäume zu bewahren und sie pfleglich zu behandeln.
Der BUND Naturschutz begrüßt, dass der Stadtrat im letzten Herbst beschlossen hat, ein ganzheitliches Stadtklimakonzept aufzustellen. Doch viele der dafür erforderlichen Maßnahmen sind längst bekannt und könnten heute schon bei Planungen bessere Beachtung finden.
Der BUND Naturschutz hält daher folgende Maßnahmen für dringend nötig:
- Verstärkte Beachtung vorhandener Baumbestände in Bebauungsplänen und bei Baugenehmigungen und deren Einbeziehung in das jeweilige Planungskonzept;
- Umsetzung eines Sanierungsprogramms für städtische Altbäume, die besonderen Belastungen unterliegen;
- Schaffung neuer Baumstandorte, vor allem in den noch nicht begrünten Straßen der Innenstadt und der nördlichen Südstadt (nördlich der Herrnstraße)
- stärkere Erfolgskontrolle der verbindlichen Ersatzbäume bei Bauvorhaben und bei Misserfolg notfalls Durchsetzung einer Nachpflanzung;