Bund Naturschutz unterstützt Harrlacher gegen den dort geplanten Standort für das ICE Werk
„Gerade angesichts der Häufung extrem trockener Hitzesommer seit 2018 sind wir entsetzt darüber, dass die Bahn einen großen Abstellplatz und eine Industrieanlage zum Waschen und Warten von täglich 25 Zügen ausgerechnet in das Einzugsgebiet der für Fürth benötigten Trinkwasserbrunnen bauen will“, so Reinhard Scheuerlein, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Fürth-Stadt.
„Laut Angaben der Bahn sollen hier mindestens 45 Hektar Wald gerodet und versiegelt werden“, erklärte Matthias Wiesner als ortkundiger Harrlacher und Mitglied der Bürgerinitiative „Kein ICE Werk bei Harrlach“. „Aufgrund der erheblichen Höhenunterschiede in diesem Gebiet ist jedoch zu befürchten, dass für die erforderlichen Einebnungen noch sehr viel mehr Wald fallen müsste, da man kaum hohe Stützmauern bauen würde.“
„Die Städte Fürth und Roth sowie die Gemeinden Allersberg, Pyrbaum, Schwanstetten, und Wendelstein beziehen alle ihr Wasser aus dem gleichen Trinkwassertopf“, erklärte Forstamtsdirektor a.D. Manfred Kinzler als genauer Gebietskenner den aufmerksamen Besuchern. „Dabei werden schon jetzt die Ressourcen bis zu 95% ausgeschöpft. Bei einer Erhöhung der Entnahmemenge würde der Grundwasserstand noch stärker sinken. Eine Verunreinigung an nur einer Stelle hätte Auswirkungen auf die Wasserversorgung aller beteiligten Städte“, warnte er.
Die gleichen Bedenken äußerte der Ehrenvorsitzende des BUND Naturschutz, Prof. Dr. Hubert Weiger bei seinem Besuch nur wenige Tage später. Er nahm sich viel Zeit, das Gelände in Augenschein zu nehmen, da er es bereits in den 80er Jahren im Zuge seiner Promotion intensiv untersucht hat.
„Die massive Bodenversiegelung stellt ein ernstes Problem für die Grundwasserneubildung dar“, bestätigte er, „dabei entsteht in diesem ungedüngten Harrlacher Waldgebiet besonders nitratarmes Grundwasser, während anderswo Brunnen wegen zu hoher Nitratbelastung stillgelegt werden müssen. Das kleine Dorf Harrlach mit nur 145 Einwohnern setzt sich für die Wasserversorgung der Großstadt Fürth mit 130.000 Einwohnern ein, das ist jeder Unterstützung wert.“
Einig war man sich, dass das bestehende Wasserschutzgebiet der infra nach heutigen Massstäben viel zu klein ausgewiesen ist und eigentlich auch den Harrlacher Wald umfassen müsste. Gerade im Geislachgraben zeige sich die Bedeutung des Feuchtgebietes. „Trotz der Sommerdürre haben wir hier noch genügend Feuchtigkeit“, betonte er. „Und der natürliche Bewuchs sorgt dafür, dass anfallende Stickstoffeintragungen aus der Luft in Wachstum umgesetzt werden, wodurch die niedrigen Nitratwerte gehalten werden können. Wenn durch ein ICE-Werk der Wald abgeholzt und die Fläche versiegelt werden würde, flösse das Wasser ungefiltert ab. Selbst bei Versickerungen in Auffangbecken wäre dann mit höheren Nitratwerten zu rechnen“, so der BN-Ehrenvorsitzende.
Nach diesem sachkundigen Informationsaustausch sagten Prof. Dr. Hubert Weiger und die BN-Kreisgruppe Fürth-Stadt der Bürgerinitiative weiter Unterstützung zu. „Wir brauchen einen langen Atem, aber den haben wir“, zitierte Weiger aus der Zeit seines erfolgreichen Einsatzes gegen den in den 1970er Jahren im Waldgebiet geplanten, riesigen Rangierbahnhof in der Nähe bei Schwand. Genau das gleiche gelte jetzt auch für dieses Projekt der Bahn.
Angesichts der Dimension dieses Vorhabens ist es umso wichtiger, dass BUND Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz (LBV) Hand in Hand arbeiten. So tauschte sich Weiger auch mit dem LBV-Vertreter Klaus Brünner vor Ort aus. Der in Schwand ansässige, geprüfte Natur-und Landschaftspfleger Brünner gilt als Experte für die Vogelwelt im Harrlacher Wald und betreibt hier seit langem aktiven Naturschutz, insbesondere für die seltene Vogelart „Ziegenmelker“.