Müllvermeidung vorantreiben anstatt steigende Müllmenge zu verbrennen
Der Verein Müll und Umwelt und der BUND Naturschutz halten es daher für nicht zukunftsfähig, dass die Stadt weiterhin nur einfach die anfallende Müllmenge verwaltet und lediglich unzureichende Anstrengungen zur Müllreduzierung unternimmt. Vielmehr fordern die beiden Organisationen eine strategische Neuausrichtung der Abfallwirtschaft, mit der sie in die Lage versetzt wird, ihren Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele in vollem Umfang zu erbringen. Dazu sind Abfallvermeidung, Abfallverwertung und somit auch die Abfallberatung wesentlich zu verstärken. Nur um diese Maßnahmen zu intensivieren halten „Müll und Umwelt“ und der BUND Naturschutz eine Gebührenerhöhung für gerechtfertigt.
Zumal bei der Abfallverbrennung große Mengen CO2 freigesetzt werden, deren Quellen zu einem großen Anteil fossilen Ursprungs sind. Dies hat nachweislich massive Auswirkungen auf unser Klima und führt zu einem unwiederbringlichen Verlust an Rohstoffen. Die Verbrennung von Abfällen konterkariert die gesellschaftlichen Anstrengungen, eine ressourcensparende Kreislaufwirtschaft zu etablieren sowie das vertraglich in Paris vereinbarte 1,5° Klimaschutzziel umzusetzen. Für einen maximalen Klima- und Ressourcenschutz müssen Abfälle in erster Linie vermieden oder recycelt werden. Der Irrweg, Wertstoffe zu verheizen, muss beendet werden.
Zur Dämpfung der Fürther Müllgebühren sehen die beiden Organisationen eine Reihe von Einsparungsmöglichkeiten, die bisher nicht genutzt wurden und deren Umsetzung sie vorschlagen:
- Ein großer Kostentreiber ist die Entleerung und Müllbeseitigung von öffentlich aufgestellten Mülleimern, die vom Tiefbauamt durchgeführt und der Abfallwirtschaft in Rechnung gestellt wird. Diese Kosten sind in den letzten Jahren stark gestiegen, nicht zuletzt aufgrund der Zunahme von Einwegverpackungen in Handel und Gastronomie. Die Größe und Anzahl der öffentlichen Abfallkübel sind laufend erhöht worden. Es ist nicht nachvollziehbar, dass diese Kosten öffentlicher Mülleimer auf die Gebührenzahler abgewälzt werden sollen. Hier muss das Verursacherprinzip stärker greifen. Außerdem macht sich dabei das Fehlen eines Pfandsystems für Getränke und To-go-Essensverpackungen bemerkbar, das in Fürth bisher nicht allgemein eingeführt wurde. Die dafür veranschlagten Kosten für das Jahr 2022 von 310.000 Euro sollten daher nicht der Abfallwirtschaft und ihren Gebührenzahlern (Haushalte) zugeschlagen werden.
- Bei einer besseren Abfalltrennung von Verpackungen (Einsparung ca. 1.000 t/a) könnten im Restmüllbereich ca. 125.000 € eingespart werden. Dazu ist aber eine bessere Öffentlichkeitsarbeit für eine getrennte Sammlung notwendig. Laut Verpackungsgesetz gibt es zur Abfallberatung sogar Finanzmittel von den Dualen Systemen.
- Zudem sollen die Kosten für die Biomüllsammlung viel weniger erhöht werden, um zu mehr Mülltrennung anzuregen. Dann kann in weiteren Stadtteilen für die Nutzung von Biotonnen geworben werden. Damit könnte Bioabfall aus den Restmülltonnen (Einsparung ca. 2.000 t/a) abgezogen werden und ca. 250.000 Euro eingespart werden. (Übrigens: in Nürnberg kostet die Biotonne keinerlei Gebühr).
- Übervolle Mülltonnen behindern die Entleerung, daher sollen solche Haushalte, die dauerhaft nicht genügend Volumen bestellt haben, mehr Mülltonnen ordern müssen, so dass daraus zusätzliche Einnahmen entstehen (geschätzt ca. 100.000 Euro).
Die aufgeführten Vorschläge belaufen sich auf ca. 0,8 Mio. Euro Einsparung, die bei einem Haushalt von 11,5 Mio. Euro für das Jahr 2022 eine deutlich weniger gravierende Erhöhung der Müllgebühren zulassen.
Gleichzeitig soll ermittelt werden, welche Fördermöglichkeiten zur Abfallvermeidung und Verbesserung der Abfalltrennung abgerufen werden können. Entlastungen und Anreize soll es für Haushalte geben, die fast leere Mülltonnen abliefern und somit das Volumen ihrer Mülltonnen nicht ausschöpfen.
Der Verein Müll und Umwelt und der BUND Naturschutz sehen in einer ambitionierten Abfallwirtschaft einen unverzichtbaren Baustein für erfolgreichen Klimaschutz in Fürth. Daher rufen wir Sie dazu auf, jetzt die Weichen dafür zu stellen und nicht einfach nur an der Gebührenschraube zu drehen.