Die Walderhaltung muss im Fürther Stadtwald oberste Priorität haben
In der Stadt Fürth wird derzeit auf dem Gelände des ehemaligen Waldheims Sonnenland inmitten des Fürther Stadtwalds (Bannwald, europ. FFH-Schutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet) eine allgemeine Wohnnutzung und der Verkauf von 22 Eigentumswohnungen geplant. Dazu sollen die beiden Gebäudeteile jeweils mit einem zusätzlichen Geschoss aufgestockt und umgebaut werden. Außerdem wird ein Parkplatz (teils mit Carports teils ohne, für 24 PKW und Fahrräder) geplant. Zudem sollen Bäume gefällt und die auf das Grundstück reichende Waldfläche teilweise gerodet werden.
Obwohl das Areal im Flächennutzungsplan der Stadt als eine Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen ist, sollen die geplanten Wohnungen auf dem von der Stadt Fürth an ihre WBG übertragenen Grundstück als Eigentumswohnungen an privat verkauft werden.
Nach Aussagen der Stadtverwaltung will die Stadt Fürth die Baugenehmigung mit dem anschließenden Verkauf des Gebäudes und des Grundstücks in Form von Eigentumswohnungen ohne eine Änderung der Ausweisung als Gemeinbedarfsfläche durchführen. „Der BUND Naturschutz vertritt dazu die Auffassung, dass die rechtlichen Voraussetzungen für eine einfache Baugenehmigung hier nicht vorliegen. Vor allem widerspricht die geplante allgemeine und private Wohnnutzung der Ausweisung im Flächennutzungsplan“, so Reinhard Scheuerlein. „Wir erwarten von der Stadt Fürth, dass sie den Flächennutzungsplan als Rechtsgrundlage für Baugenehmigungen im Stadtgebiet und nicht wie eine unverbindliche Empfehlung behandelt.“
Keine neue Splittersiedlung im Waldgebiet
Außerdem lässt die vom Siedlungsbereich isolierte Lage im Waldgebet dort die Entstehung und Verfestigung einer Splittersiedlung und die Förderung weiterer Zersiedelungstendenzen befürchten, langfristig verstärkt in Verbindung mit dem benachbarten Gelände des ehemaligen Waldkrankenhauses. Zudem fehlen hier inmitten des Fürther Stadtwalds für eine dauerhafte Wohnnutzung grundlegende Voraussetzungen der Infrastruktur, so dass dadurch mit einem erheblich verstärkten Verkehrsaufkommen zu rechnen ist.
„Mit einer Realisierung dieser bislang noch nicht genehmigten Pläne würde die Stadt Fürth nach unserer Auffassung eine falsche Richtung der Stadtentwicklung einschlagen. Aufgrund hochwertiger Schutzgebiete und mangelnder Infrastruktur im Umfeld wäre dies das genaue Gegenteil einer vorausschauenden Stadtplanung“, so Reinhard Scheuerlein.
Zudem muss damit gerechnet werden, dass die Stellplätze auf dem Grundstück nicht ausreichen und auch an der benachbarten Buswendeschleife nicht genügend Platz für Pkws von Bewohnern und Besuchern ist. Solche Beeinträchtigungen des geschützten Waldgebiets lehnt der BUND Naturschutz ab.
„Wir befürchten außerdem, dass an der Heilstättenstraße mitten im Wald mittel- und langfristig der Druck steigt, den dann wie eine ‚Lücke‘ erscheinenden Zwischenraum zum ehemaligen Waldkrankenhaus zu bebauen, je mehr Wohnnutzungen hier schon bestehen“, so Prof. Dr. Hubert Weiger, BN-Ehrenvorsitzender.
Eingriffe in umgebenden Wald?
Hinzu kommt, dass auf dem Grundstück vorhandene und geplante Bauten keine ausreichenden Abstände zum angrenzenden Wald, der als Landschaftsschutzgebiet und (teilweise) als Bannwald ausgewiesen ist, einhalten. Sollten künftige Bewohner darauf bestehen und einen Anspruch auf einen Baum-fallstreifen erwirken, könnte sich die Stadt gezwungen sehen, Teile des geschützten Waldbestands außerhalb des bebauten Grundstücks zu fällen.
Einen ähnlichen Fall gab es in Fürth bereits 2009 am Ronhofer Wäldchen, das als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesen ist. Da in der Baugenehmigung eines benachbarten Wohnhauses kein ausreichender Abstand zum Wald berücksichtigt worden war, ließ die Stadt Fürth dort hochwertigen Eichenwaldbestand im Schutzgebiet fällen, um befürchteten Haftungsansprüchen zuvor zu kommen. "Eine solche Fehlentwicklung darf nicht noch einmal passieren“, so Herbert Schlicht, Vorstandsmitglied der BN-Kreisgruppe Fürth-Stadt und ehem. Stadtrat und Pfleger des Fürther Stadtwalds.
Andere Nutzung finden
Der BUND Naturschutz appelliert an den Fürther Stadtrat und an OB Dr. Thomas Jung, diese Planung zu überdenken. Schließlich hatte er sich während seiner ersten Kandidatur zum Oberbürgermeister im Jahr 2001 auch dafür eingesetzt, dass am ehemaligen Waldkrankenhaus im Stadtwald keine Neubauten entstehen. In der Folge wurden nur die denkmalgeschützten Bestandsgebäude instandgesetzt und die ursprünglich geplante Erweiterung der Wohnnutzung nicht realisiert.
„Es wäre daher nicht nachvollziehbar, wenn OB Dr. Thomas Jung nun die Planungen für den Neubau und die Erweiterung der Geschossflächen der Gebäude um mehr als ein Drittel am Waldheim Sonnenland unterstützen würde“, so Prof. Dr. Günter Witzsch, Vorstandsmitglied der BN-Kreisgruppe Fürth-Stadt und umweltpolitischer Sprecher der Naturfreunde im Bezirk Mittelfranken.
„Die Lage für ein Erholungsheim war damals ideal und auch für schulische Zwecke der Umweltbildung durchaus sinnvoll. Auch die Nachfolgenutzung durch die AWO Fürth, die dort zuletzt ein Haus für psychisch erkrankte Menschen betrieb, war als soziale Nutzung im Wald noch vertretbar. Wenn nun das Gelände über die städtische WBG aber quasi privatisiert werden soll, fällt die ursprüngliche Ausnahme weg. Wir meinen, das Gelände sollte weiter sozial und/oder umweltpädagogisch, aber auf jeden Fall aber öffentlich genutzt werden bzw. dem zusammenhängenden Waldgebiet zugeschlagen werden“, so Reinhard Scheuerlein, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Fürth-Stadt.